Sehr geehrter Herr Generalsekretär,
sehr geehrte Damen und Herren!
Wenige Tage nach dem Weltklimastreik der Fridays for Future-Bewegung, an der sich viele Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche der katholischen Kirche beteiligt haben, sind die deutschen Bischöfe in Fulda zu ihrer Herbst-Vollversammlung zusammen gekommen. Wir spüren, dass – neben allen innerkirchlichen Debatten – die Frage nach Klima, Klimagerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eines der dringendsten Themen der Menschheit ist.
Wir katholischen deutschen Bischöfe haben uns in den vergangenen Monaten und Jahren gemeinsam mit vielen Gläubigen immer wieder mit den Forderungen befasst, die der Klima- und Umweltschutz an uns stellt. Wir tun das, weil wir als Christen glauben, dass Gott die Welt geschaffen und den Menschen anvertraut hat. Daraus erwächst der klare Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Für Papst Franziskus ist die Schöpfung, die er das „Lebensnetz“ nennt, ein Ort der Begegnung nicht nur der Menschen untereinander, sondern auch der Menschen mit Gott. Dieses Lebensnetz droht zu reißen, gerade durch den Klimawandel.
So sagt Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si’: „Der Klimawandel ist ein globales Problem mit schwerwiegenden Umwelt-Aspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen; er stellt eine der wichtigsten aktuellen Herausforderungen an die Menschheit dar.“
Auch mit Blick auf die Amazonas-Synode, die in wenigen Tagen in Rom beginnt, appellieren wir an Sie:
Helfen Sie mit, der Menschheit begründete Hoffnung zu vermitteln, dass die Schöpfung nicht verloren ist. Übernehmen Sie Mitverantwortung zum Erhalt der Schöpfung. Wir sehen, dass die Zeit drängt. Es ist dringend, aber noch nicht zu spät. Die Zeit rinnt dahin, aber noch haben wir die Kraft und die Chance, das Ruder herumzureißen. Wir bitten Sie, mit Ihrer Kraft eine Vernetzung über nationale Grenzen hinaus zu realisieren, um mit konkreten gesetzlichen Regelungen, spürbaren Verpflichtungen und ordnungspolitischen Maßnahmen der Welt zu zeigen, dass der Nachhaltigkeitsgipfel von New York konkretes Handeln ermöglicht. Gerade die junge Generation hat uns alle – weltweit – in den zurückliegenden Monaten darauf aufmerksam gemacht.
Wir wissen, dass Sie nicht erst heute beginnen, sondern schon lange nach Lösungen suchen. Jetzt aber ist die Zeit, in der wir handeln müssen, in der wir nicht länger nur Beschlüsse fassen können, sondern konkret am gemeinsamen Haus der Schöpfung arbeiten müssen.
Den Einsatz für das Weltklima und die Bewahrung der Schöpfung auf später zu verschieben, geht nicht mehr. Dann ist es zu spät. Wir sind aufgefordert, heute schon das Morgen zu denken, für uns und die kommenden Generationen.
Papst Franziskus schreibt in Laudato si’: „Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen.“ An diese Fähigkeit glauben wir. Auf Ihre politische Kraft bauen wir. An dieser Verantwortung für das gemeinsame Haus nehmen wir als Kirche teil.
Wir wünschen Ihren Beratungen viel Erfolg.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Kardinal Marx
Quelle: www.dbk.de